Das Projekt Balu und Du am Standort Meschede, Marsberg, Schmallenberg, Winterberg
Seit 2015 führt das Berufskolleg Bergkloster Bestwig in Kooperation mit der Mariengrundschule Meschede das Projekt „Balu und Du“ durch.
Es handelt sich dabei um ein ehrenamtliches Mentorenprogramm für Grundschulkinder mit einem besonderen Unterstützungsbedarf, welches an der Universität Osnabrück unter der Leitung von Prof.’in Dr. H. Müller-Kohlenberg entwickelt wurde und weiterhin von ihr wissenschaftlich begleitet wird.
Die Idee des Programms
Junge Erwachsene („Balus“) begleiten ein Jahr lang ehrenamtlich jeweils ein Grundschulkind („Mogli“) als persönliche Freunde. Jede Woche soll ein Treffen des Gespanns stattfinden.
Die zentralen Ziele des Programms
Wichtigstes Ziel des Programms ist die Stärkung des Selbstvertrauens von Kindern im Grundschulalter, insbesondere durch Förderung ihrer sozialen und Selbstkompetenzen. Zur Zielgruppe gehören insbesondere Kinder, die in diesen Bereichen einer zusätzlichen Unterstützung bedürfen.
Auf Seiten der Balus ist die Entwicklung pädagogischer Erfahrung mit Kindern angestrebt. Auch die Balus können die Erfahrung machen, dass die soziale Beziehung positive Wirkungen sowohl bei den Kindern als auch für ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung nach sich zieht.
Umsetzung des Projektes am Standort Meschede
Zielgruppe der ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren sind die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums, die das Programm als Differenzierungskurs belegen können, sowie Schülerinnen und Schüler des C2-Bildungsgangs, die die Teilnahme am Programm im Rahmen ihrer Praktikumsverpflichtung anerkannt bekommen.
Die Schülerinnen und Schüler verpflichten sich zum wöchentlichen Treffen mit ihrem „Mogli“, zur Führung des Online-Tagebuches, in dem die wöchentlichen Treffen dokumentiert, hinsichtlich des informellen Lernens reflektiert und vom Koordinator kommentiert werden, zur Teilnahme an den vierzehntägigen Begleitseminaren, welche dem Erfahrungsaustausch, der Erarbeitung und Vertiefung pädagogischer Inhalte und der erforderlichen organisatorischen Absprachen dienen und zur Erstellung eines Abschlussberichtes zur Reflexion des Jahres als „Balu“.
Aufgaben der Projektkoordination
Hildegard Unterburger hat das Projekt am Standort Meschede im Schuljahr 2010/2012 initiiert und auch im darauffolgenden Schuljahr die Koordination übernommen. Seit dem Schuljahr 2012/2013 wird das Projekt von Johannes Kortenbusch koordiniert.
Zu Beginn des Schuljahres werden die potenziellen Mentorinnen und Mentoren durch Besuche der in Frage kommenden Bildungsgänge akquiriert. Liegt die Bereitschaftserklärung vor, wählt die Ansprechpartnerin der Mariengrundschule Meschede, Kerstin Lorek, in Absprache mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Jahrgängen 2-4 Schülerinnen und Schüler aus, die durch das Projekt gefördert werden sollen. Eine wichtige Voraussetzung ist das Einverständnis der Eltern zur Teilnahme ihres Kindes am Projekt. Dieses wird leider nicht in allen Fällen gegeben, weil manche Eltern eine zusätzliche „Beobachtung“ ihrer familiären Situation vermeiden möchten. Die Grundschule macht den Vorschlag für die Bildung der jeweiligen Paare von Mogli und Balu. Diese Vorgehensweise ist sinnvoll, da die Kinder nicht das Gefühl bekommen sollen, sie würden von ihren Balus „ausgewählt“ – oder eben nicht gewählt.
Die Projektkoordination organisiert das in der Regel 14-tägig stattfindende Begleitseminar für die „Balus“. Im Begleitseminar werden pädagogische und entwicklungspsychologische Themen nah an der Praxis der Mentorinnen und Mentoren behandelt. Die „Balus“ können den Entwicklungsprozess der Kinder so besser reflektieren und gezielter Maßnahmen zur Förderung der Kinder initiieren. Das Internetportal von „Balu und Du“ enthält Themenvorschläge für die Begleitseminare, darüber hinaus bringt die Koordination Vorschläge ein und auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Themen vorschlagen.
Folgende Themen stellten Schwerpunkte im laufenden Schuljahr 2012/2013 dar:
- Fallvignetten
- Freundschaft
- Nähe und Distanz in der helfenden Beziehung
- Selbstwirksamkeit, Kontrollüberzeugungen
- Anlage- und Umwelt-Konzept
- Resilienzfaktoren
- Informelles Lernen
- Kompetenz-Modelle
- Kollegiale Beratung
- Aktives Zuhören
- Kooperative Spiele
- Meine Lernbiografie
Ein weiterer wichtiger Inhalt der Begleitseminare ist der Erfahrungsaustausch, darüber hinaus werden organisatorische Fragen besprochen, wie zum Beispiel die Planung von gemeinschaftlichen Aktionen.
Die Projektkoordination begleitet die „Balus“ darüber hinaus mittels des Online-Tagebuches. Hier nehmen die Mentorinnen und Mentoren wöchentlich Einträge zu ihren Aktionen und zur Entwicklung des jeweiligen Kindes vor. Der Koordinator gibt dazu ein zeitnahes Feedback. Themen aus den Online-Tagebüchern können wiederum in die Begleitseminare einfließen.
Die Projektkoordination hält den Kontakt zur Grundschule, insbesondere bei Problemen in der Kommunikation zwischen den „Balus“ und den Eltern.
Projektkoordination sorgt für die finanzielle Abwicklung des Projektes
Die Leitung des Gesamtprojektes „Balu und Du“ führt in Kooperation mit der Wissenschaftlichen Begleitung jährliche Koordinatorentreffen durch, an denen auch die jeweiligen Koordinatoren des Standortes Meschede teilnehmen. Diese Treffen dienen dem Erfahrungsaustausch zwischen den Standorten, der Verbreitung der Ergebnisse aus den wissenschaftlichen Begleitstudien und der Steuerung des Gesamtprojektes.
Förderung des Projektes durch die Stiftung Bergkloster Bestwig
Für jedes „Balu und Du-Gespann“ ist ein Betrag von 10 € pro Monat zur Finanzierung von Aktivitäten (z.B. Bastelmaterial, Lebensmitteleinkauf für gemeinsames Kochen, Schwimmbad-Eintritt) vorgesehen. Dieser Betrag wird nicht vom Projekt zur Verfügung gestellt sondern ist am jeweiligen Standort aus eigenen Mitteln aufzubringen. Am Standort Meschede wird dieser Betrag von der Bergkloster Stiftung zur Verfügung gestellt.
Bilanz und Ausblick
Die Wirksamkeit des Projektes ist von der wissenschaftlichen Begleitung der Universität Osnabrück in mehreren Studien nachgewiesen. Eine ausführliche Publikationsliste findet sich auf der Internetseite von Balu und Du. Positive Effekte sind sowohl auf Seiten der Grundschulkinder als auch auf Seiten der jungen Erwachsenen zu verzeichnen.
Für die Schülerinnen und Schüler unseres Berufskollegs, die ja zum großen Teil einen Bildungsgang mit pädagogischer Schwerpunktsetzung absolvieren, stellt das Projekt eine besonders gute Möglichkeit dar, theoretisches und praktisches Lernen miteinander zu verbinden.