Berufskolleg Bergkloster Bestwig

Persönlich. Christlich. Gut.

„Unser Plus ist das gute Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern“

Ein gutes Team: Der neue Schulleiter Michael Roth und seine Stellvertreterin Sabine Wegener. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Ein gutes Team: Der neue Schulleiter Michael Roth und seine Stellvertreterin Sabine Wegener.

Michael Roth ist seit 100 Tagen Schulleiter. Auf der Agenda ganz oben steht jetzt das neue Schulprogramm.

Nach den ersten 100 Tagen als neuer Schulleiter am Berufskolleg Bergkloster Bestwig im Einsatz, steht für Michael Roth schon fest: „Das war die richtige Entscheidung. Ich freue mich hier zu sein und möchte nicht mehr zurück.“

Vor allem das engagierte Kollegium, die räumlichen Möglichkeiten und die Vielseitigkeit des Berufskollegs motivieren ihn. In seiner früheren Aufgabe als Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik der Inneren Mission München hatte er die familiäre Atmosphäre mit 200 Auszubildenden geschätzt. Die findet er hier ebenfalls vor – trotz der dreifachen Zahl von Schülerinnen und Schülern.

„Das zeigt uns auch die gerade vorgelegte Stärken-Schwächen-Analyse, in der unsere Schülerinnen und Schüler befragt worden sind: Sie sehen hier vor allem in der guten und persönlichen Beziehung zu den Lehrern und untereinander einen großen Vorteil“, so Michael Roth. Vielleicht seien das entscheidende Pluspunkte gegenüber den großen Berufskollegs mit mehr als 2000 Schülern.

Was in den ersten 100 Tagen die prägendsten Erfahrungen waren? Da fällt dem neuen Schulleiter ganz aktuell der Tag der offenen Tür ein. „Der hat mich geflasht. Mich hat begeistert, wie liebevoll der vorbereitet war. Was man dort alles ausprobieren, erfahren und erleben konnte.“ Das spiegele sich sogar in Zahlen wider. „Denn wir haben an diesem Tag 58 Anmeldungen für unsere Schule generiert.

Und wie kommt er mit dem Kollegium zurecht? „Ich sehe, dass das sehr motiviert ist. Klar, es ist größer als in meiner vorherigen Einrichtung und daher auch sehr viel heterogener. Aber vielleicht liegen darin ja auch seine Stärken.“

Grundsatzfrage: Mensch oder Leistung?

Gerade vor dem Hintergrund des christlichen Leitbildes gebe es immer wieder engagierte Diskussionen über die Frage, was zuerst kommt: Mensch oder Leistung. „Das ist ja das Dilemma für uns als Pädagogen“, erläutert Roth – „denn natürlich sind wir gebunden an Curricula und Prüfungsverordnungen. Auf der anderen Seite wollen jeden Menschen möglichst individuell in seiner persönlichen Entwicklung begleiten und auf seine Besonderheiten Rücksicht nehmen.“ In der Wertschätzung jedem Einzelnen gegenüber und einer leistungsgerechten wie fairen Bewertung gelte es, eine Linie zu finden. „Und in diesem Prozess sehe ich meine Aufgabe als Schulleiter, Leitplanken zu setzen.“

Bei seiner Vorstellung im Sommer hatte Michael Roth betont, dass ihm das gute Miteinander wichtig sei. Gelingt das angesichts dieser Herausforderungen? Bisher gut, findet der 50-Jährige. Auch bei der Überarbeitung Entwicklung des Schulprogramms, die sich das Kollegium für die nächsten Monate vorgenommen, präferiere er den partizipativen Ansatz.

Ist denn eine solche Überarbeitung nach fünf Jahren denn schon wieder nötig? „Ja, es wird Zeit, dass wir uns das wieder vornehmen“, betont Michael Roth. Denn seit 2013 sei fast die Hälfte des Kollegiums gewechselt. Es hat sich seitdem auch deutlich verjüngt. „Und wichtig ist, dass sich alle Lehrerinnen und Lehrer dabei einbringen und mit dem Programm identifizieren können“, so der Schulleiter.

Tatsächlich hätten sich seitdem auch schon wieder Trends und Voraussetzungen geändert: „So gibt es ganz klar eine Tendenz zu höheren Bildungsabschlüssen. Die Konkurrenz durch Ausbildungsbetriebe, die dringend Fachkräfte brauchen, nimmt zu. Und die Nachfrage nach niederschwelligen Bildungsangeboten nimmt ab. Das spüren wir hier auch. Darauf müssen wir reagieren.“

Gleichzeitig steige der Bedarf für Erzieherinnen und Erzieher, weil die Angebote im Kleinkindbereich, in der Ganztagsbetreuung von Schulen und in der Jugendhilfe wachsen. Zudem fehlten Pflegekräfte, Therapeuten und medizinisches Fachpersonal. Also steige auch der Bedarf nach qualifizierten Abschlüssen im Gesundheitsbereich. „Und das kommt dem Profil unserer Schule durchaus entgegen“, so Roth, der selbst Biologie- und Chemielehrer ist.

Schulprogramm: Eingehen auf christliche Werte

Doch nimmt ein Schulprogramm nicht nur Rücksicht auf Entwicklungen im Ausbildungsbereich. Muss es nicht auch Bezug nehmen auf gesellschaftliche Entwicklungen? „Auf jeden Fall“, sagt der neue Schulleiter. Und er nennt drei Beispiele: „Es gibt eine starke Säkularisierungstendenz. Und die Distanz zur Amtskirche wächst. Wir haben einen kirchlichen Träger, wenngleich der auch nicht zur Amtskirche gehört. Aber wir müssen uns schon fragen, wie wir heute christliche Werte angemessen vermitteln können.“ Michael Roth lässt keinen Zweifel daran, dass diese Werte auch heute noch wichtig seien und sogar wichtiger werden: „Denn uns geht es hier um Toleranz, um Solidarität, um Miteinander. Diese Werte finden in unserer Gesellschaft immer weniger Raum.“

Ein anderes Beispiel sei die Digitalisierung. „Die schreitet voran und ändert unsere Umwelt und unseren Alltag. Deshalb muss ein Satz wie ‚Auch unsere Schule ist mittlerweile in der digitalisierten Welt angekommen‘ dringend ersetzt werden. In der digitalen Welt angekommen sind wir vielleicht Anfang dieses Jahrtausends. Inzwischen haben wir White Boards in den Klassen, recherchieren für den Unterricht im Internet, und unsere Schüler gucken jeden Morgen als erstes über ihr Smartphone auf unseren Vertretungsplan“, weiß Michael Roth.

Auch die Mobilität nehme zu. Das zeige sich an der Begeisterung für die Auslandspraktika im Rahmen des Programms Erasmus+. Hatte das Berufskolleg damit vor fünf Jahren gerade erst angefangen, ist es heute für viele Jugendlichen ein Kriterium, sich für diese Schule zu entscheiden. Und somit sei es auch ein neues Strandbein im Konzept der Berufs- und Studienorientierung.

Leitungsteam: Profilierte Innenansichten und Impulse von Außen

Das sind in der Tat umfangreiche Neuentwicklungen und Herausforderungen. Umso wichtiger ist ein funktionierendes Team, auch in der Schulleitung. Gefragt, wie Michael Roth mit seiner Stellvertreterin Sabine Wegener zurechtkommt, wirkt er erleichtert: „Wir sind ein Super-Team und ergänzen uns gut. Sie kennt in dieser Schule jeden Winkel und weiß gut einzuschätzen, welche Frage und welches Thema bei uns im Kollegium wie ankommen. Ich wiederum bringe meine Sicht als Neuer von außen ein und kann dadurch vielleicht neue Impulse setzen.“

So scheint der neue Schulleiter nach 100 Tagen schon gut angekommen. Welche Impulse hat er in dieser Zeit denn schon setzen können? „Ein Meilenstein in dieser Phase war sicherlich, dass wir den dritten Zweig unseres beruflichen Gymnasiums mit dem Schwerpunkt Gesundheit auf den Weg gebracht haben. Daran haben allerdings viele mitgewirkt“, sagt Michael Roth. Der Einstieg in die Überarbeitung des Schulprogramms sei ebenfalls ein wichtiger Impuls für die Schule.

Und was möchte er in den nächsten 100 Tagen erreichen? Michael Roth rechnet: „Das wäre dann Anfang März. Bis dahin sollte das neue Schulprogramm im Wesentlichen stehen. Auch ist bis dahin die Anmeldung für das nächste Schuljahr abgeschlossen. Dafür muss das Ziel sein, die Bildungsgänge wieder voll zu bekommen.“ Michael Roth zeigt sich zuversichtlich, dass das gelingt. Nach 200 Tagen wird er für sich die nächste Zwischenbilanz ziehen. Hoffentlich genauso positiv.