Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker besucht das Berufskolleg Bergkloster Bestwig und die Bildungsakademie
Erzbischof Hans-Josef Becker zeigte sich am Dienstagvormittag von der Vielfalt der Bildungsgänge und den Initiativen am Berufskolleg Bergkloster Bestwig sowie an der Bildungsakademie für Therapieberufe beeindruckt: „Sie bieten hier zukunftsweisende Berufsqualifikationen an. Ich wünsche Ihnen, dass das auch in Zukunft weiter gelingt.“
Der Erzbischof von Paderborn hatte sich zur Visitation des Bergklosters und der Schulen angemeldet. Das Schul-Thema interessiert ihn besonders. Denn er ist auch Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz.
Begleitet wurde er von Dechant Georg Schröder und den Dekanatsreferenten Michael Kloppenburg und Christopher König sowie von dem Bestwiger Pastor Werner Spancken. Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff, ihre Stellvertreterin Schwester Maria Martha Horstschräer und Provinzökonomin Schwester Anna Maria Hovest vertraten die Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel und ihren Einrichtungsverbund. Als Vertreter der Schulen begrüßten Geschäftsführer Stefan Burk, der Schulleiter des Berufskollegs, Michael Roth, und seine Stellvertreterin Sabine Wegener die Gäste.
Großer Bildungsträger und Arbeitgeber
Die Bildungsakademie repräsentierte deren Geschäftsführer Andreas Pfläging, der dem Erzbischof in der Musikaula zunächst einen Überblick über die Einrichtungen und Aufgabenbereiche des Bergklosters gab. Mit über 600 Schülerinnen und Schülern am Berufskolleg Bergkloster Bestwig und inzwischen 200 Auszubildenden an der Bildungsakademie für Therapieberufe sind die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel nicht nur größter Bildungsanbieter in Bestwig – sie gehören hier auch zu den größten Arbeitgebern. „Durch die mit der Elisabeth-Klinik in Bigge 2017 neu gegründete Trägergesellschaft ist die Bildungsakademie seit zwei Jahren schulgeldfrei und inzwischen sowohl in der Physiotherapie- als auch in der Ergotherapie-Ausbildung zweizügig. Im nächsten Jahr werden wir voraussichtlich schon 250 Auszubildenden haben“, so Pfläging.
Und auch am Berufskolleg Bergkloster Bestwig ist viel in Bewegung. Seit diesem Jahr ist das berufliche Gymnasium dreizügig. Die Abitur-Klasse mit dem Schwerpunkt Gesundheit kam neu dazu.
Wie vielfältig die Bildungsgänge und Weiterqualifikations-Angebote sind, erfuhr der Bischof im Doppelklassenraum neben dem Lehrerzimmer. Dort standen Lernende und Lehrende an verschiedenen Tischen Rede und Antwort.
Chiara Boeck und Clara Brinkschulte erläutertem dem Bischof beispielsweise das Projekt Balu und Du, bei dem Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Bergkloster Bestwig Grundschulkinder in ihrer Freizeit begleiten: „Dabei unternehmen wir meist einmal wöchentlich etwas mit diesem Kind“. Das können Spaziergänge, Hilfe bei den Hausaufgaben oder auch ein Kinobesuch sein. Die beiden angehenden Fachabiturientinnen der höheren Berufsfachschule für Gesundheit und Soziales kommen aus Warstein und Neheim – und die Kinder, die sie begleiten, jeweils aus demselben Ort.
Informationen zum Erasus-Programm
Natürlich wurde dem Bischof auch das Erasmus-Programm vorgestellt, über das im Frühjahr 2019 über 70 Schülerinnen und Schüler aus dem Berufskolleg Bergkloster Bestwig vier Wochen lang berufliche Praktika im Europäischen Ausland absolvierten. „Sie sehen so aus als wenn Ihnen das Freude macht“, sagte der Bischof den jungen Erwachsenen. Die konnten das nur bestätigen.
Und auch das christliche Profil war Thema. Dazu gehört die Schulseelsorge. Der damit beauftragte Religionslehrer Dr. Christoph Recker zeigte dem Erzbischof unter anderem den Meditationsraum im Obergeschoss der Schule, der immer wieder für Angebote genutzt wird. „Man muss den Jugendlichen heute Glaubenserfahrungen ermöglichen. Zu Hause bekommen sie die oft nicht mehr mit“, weiß der Erzbischof.
Schließlich sprach er mit Jana Gierse und Julia Wendt als Vertreterinnen des Lehrerrates. Die beiden jungen Pädagoginnen stehen repräsentativ für das Kollegium des Berufskollegs: „Der Lehrermangel ist hier – anders als an anderen Schulformen – eigentlich kein Problem“, so Schulleiter Michael Roth.
Hans-Josef Becker staunte auch über den weiten Radius, aus dem die Schülerinnen und Schüler kommen. Stella Amena Gauseweg reist beispielsweise jeden Morgen aus Warstein-Belecke an. „Wenn ich den Bus nehmen muss, bedeutet das für mich, um fünf Uhr aufzustehen“, so die 17-jährige Fachabiturienten mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Soziales.
Menschen ganzheitlich in den Blick nehmen
Aus ähnlich weitem Umkreis kommen die Auszubildenden der Bildungsakademie für Therapieberufe. Die stellten die Berufsbilder des Ergo- und des Physiotherapeuten in einem Expertengespräch vor.
„Wichtig ist, dass wir den Patienten als Menschen wahrnehmen und ganzheitlich behandeln“, beschreibt die angehende Ergotherapeutin Lina Sauerwald den biopsychosozialen Ansatz nach dem ICF-Modell der internationalen Klassifizierung der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Das bedeute, nicht nur das zu therapierende körperliche Defizit zu betrachten, sondern den Menschen in seinem beruflichen, familiären und sozialen Umfeld zu sehen: „Welche Bedürfnisse hat er? Was ist für ihn erst einmal wichtig?“
Die angehenden Ergo- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten machten darauf aufmerksam, dass ihre Ausbildung in den meisten anderen europäischen Ländern eine akademische ist. Umso mehr freuen sie sich darüber, in der Bildungsakademie ab dem zweiten Ausbildungsjahr mit einem begleitenden Gesundheitsstudium über die Hamburger Fernhochschule beginnen zu können. Und 2021 nehmen auch sie erstmals an dem Erasmus-Programm teil. 20 Auszubildende absolvieren dann ein berufliches Praktikum in Italien.
Erzbischof Hans-Josef Becker freute sich, dass über die Bildungsakademie und das Berufskolleg Bergkloster Bestwig so viele junge Menschen in soziale Berufe wollen. „Dabei wünsche ich Ihnen, dass die Freude immer überwiegt. Dass sie in der Zuwendung zu anderen Menschen, die in unserer Gesellschaft immer mehr verloren geht, Erfüllung erfahren“, wandte er sich an die Auszubildenden. Er bedankte er sich bei allen Beteiligten für die engagierte Vorstellung ihrer Einrichtungen.
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