Berufskolleg Bergkloster Bestwig

Persönlich. Christlich. Gut.

Schüler bauen einen Ferrari aus Holz

Juliane Richter, Laurina Bergfeld und Kunstlehrer Georg Fuhs (v.l.) mit dem fahrtüchtigen Sportwagen aus Holz. Foto: SMMP/Bock
Juliane Richter, Laurina Bergfeld und Kunstlehrer Georg Fuhs (v.l.) mit dem fahrtüchtigen Sportwagen aus Holz.

Design-Projekt am Berufskolleg verhilft Auszubildenden ins Studium

Die Optik täuscht nicht: Der Sportwagen, der derzeit in einem der Kunsträume des des Bergklosters in Bestwig entsteht, ist tatsächlich aus Holz. Die Karosserie wurde nicht gegossen, geschweißt und vernietet, sondern gesägt, gebogen und verleimt. Und das Auto fährt.

Schülerinnen der Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Gestaltung aus dem Berufskolleg Bergkloster Bestwig haben das Fahrzeug im Rahmen eines außergewöhnlichen Projektes nach dem Unterricht in ihrer Freizeit gebaut. „Ich will Produktdesign studieren und fand es spannend, an der Entstehung dieses Wagens von der Idee über die Entwürfe bis zum Bau beteiligt gewesen zu sein“, sagt Juliane Richter. Die 18-Jährige hat selbst erst vor einigen Monaten ihren Führerschein gemacht und kann sich für schöne Autos einfach begeistern. Ihre Mitschülerin Laurina Bergfeld will eher ins Modedesign, nimmt dafür aber auch wichtige Anregungen mit: „Der Entstehungsprozess für ein Kleidungsstück vom Entwurf bis zur Fertigung ist ja nicht sehr viel anders.“

Die beiden Fachabiturientinnen grundieren den Sportwagen, bevor er grün lackiert wird. Foto: SMMP/Bock
Die beiden Fachabiturientinnen grundieren den Sportwagen, bevor er grün lackiert wird.

Dreidimensionales Denken gefordert

Initiator des Projektes ist der Kunst- und Gestaltungslehrer Georg Fuhs. Er hatte das Fahrgestell mit Motor gekauft und für das Design-Projekt zur Verfügung gestellt: „Das dreidimensionale Denken und Arbeiten ist bei einem solchen Projekt eine besondere Herausforderung. Das lässt sich im Rahmen des normalen Unterrichts nicht realisieren. Deshalb habe ich gefragt, wer Interesse hat.“ Und das waren neben Juliane Richter und Laurina Bergfeld aus Sundern noch Helena Beste aus Berge und Luisa Stangohr aus Bestwig. „Mehr ging auch gar nicht. Denn alle sind ja Lernende und müssen bei den verschiedenen Tätigkeiten angewiesen werden“, erklärt Georg Fuhs.

Zunächst haben die vier Schülerinnen unter Berücksichtigung der echten Proportio-nen ein Modell im Maßstab 1:5 aus Ton geformt. Das wurde immer wieder verändert. Und beide Seiten sahen wie bei echten Concept-Cars stets verschieden aus, um Formen zu vergleichen.

Juliane Richter (r.) und Laurina Bergfeld betrachten mit Kunstlehrer Georg Fuhs das Concept-Car aus Ton. Foto: SMMP/Bock
Juliane Richter (r.) und Laurina Bergfeld betrachten mit Kunstlehrer Georg Fuhs das Concept-Car aus Ton.

Entscheidung für ein schlichtes Design

„Wir hatten uns für ein schlichtes Design entschieden. So, wie es vor 30 Jahren modern war. Deshalb hatten wir uns auch auf der Essener Motorshow umgesehen, wo sonst eigentlich nur die Generation 50 Plus unterwegs ist“, sagt Georg Fuhs. Außerdem besuchten die Schülerinnen mit ihrem Lehrer die deutsche Zentrale des Sportwagenherstellers Aston Martin am Nürburgring. „Dort in einen echten Aston Marton zu fahren und oder einen exklusiven McLaren im Rückspiegel zu sehen, hat schon was“, sagt Juliane Richter.

Die von den Schülerinnen erstellte Karosserie ähnelt vorne einem amerikanischen Muscle-Car, erinnert in der Form an einen Chevrolet und auf der Rückseite einem Ferrari. „Als Material bot sich spezielles Sperrholz an, weil das biegbar und mit unseren Werkzeugen zu bearbeiten ist“, erläutert Georg Fuhs. Die Fugen werden noch verspachtelt und das ganze Auto grün lackiert.

Schulleiter Willi Kruse und der kaufmännische Leiter Michael Bünger (v.l.)  besuchen die Schülerinnen bei der Arbeit und staunen. Foto: SMMP/Bock
Schulleiter Willi Kruse und der kaufmännische Leiter Michael Bünger (v.l.) besuchen die Schülerinnen bei der Arbeit und staunen.

Der TÜV will das Auto präsentieren

„Es gibt sogar schon Interessenten, die es auf Messen als Blickfang präsentieren wollen. Zum Beispiel der TÜV“, freut sich Georg Fuhs. Fahrtüchtig ist der Wagen auch, wenngleich für den Verkehr natürlich nicht zugelassen. „Allerdings müssen wir noch eine Holzwand zur Tischlerei aufschneiden, um es aus diesem Werkraum herauszubekommen“, weiß der Lehrer. Denn das Auto hochkant durch die Tür zu schieben wird nicht mehr möglich sein.

Die vier Schülerinnen erhalten für das Projekt außerhalb des Unterrichts ein Zertifikat. „Das hat mir wahrscheinlich geholfen, einen Studienplatz zu bekommen“, sagt Juliane Richter. Denn in ihrer Bewerbungsmappe machte sich dieses Projekt besonders gut.

„Wenn es dazu dient, hat sich der Aufwand schon gelohnt“, resümiert Georg Fuhs. Zu Ende ist das Projekt aber noch nicht. Denn einige der Fachoberschülerinnen und -schüler, die im Sommer an das Berufskolleg kommen, sollen dann die Innenausstattung gestalten. „Da arbeiten wir noch einmal mit ganz anderen Materialien: Textilien, Kunstleder, Plüsch, wer weiß…“ Auch Aston Martin ist schon gespannt und will den fertigen Sportwagen aus Holz dann gerne ausstellen.