Berufskolleg Bergkloster Bestwig

Persönlich. Christlich. Gut.

Ein Appell vom „tanzenden Bischof“

Erzbischof Karl Hesse berichtete den Schülern aus Papua-Neuguinea, wo er seit 48 Jahren lebt und wirkt. Foto. SMMP/Bock
Erzbischof Karl Hesse berichtete den Schülern aus Papua-Neuguinea, wo er seit 48 Jahren lebt und wirkt.

Erzbischof Karl Hesse aus Papua-Neuguinea besucht das Berufskolleg

Begeistert erzählte Erzbischof Karl Hesse aus Papua-Neuguinea den 500 Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs Bergkloster Bestwig während der heiligen Messe am Freitagmorgen in der Klosterkirche von seiner Mission auf der anderen Seite der Welt: „Jeder von uns ist ein Wort. Jeder von uns kann dem Nächsten ein Licht sein auf seinem Weg. Das war meine Aufgabe dort. Sie ist hart, aber sie hat immer Freude gemacht.“

Papua-Neuguinea steht in diesem Jahr im Mittelpunkt des Sonntags der Weltmission am 28. Oktober. Daher nutzt der aus Vosswinkel bei Arnsberg stammende Bischof, der im vergangenen Jahr mit 75 Jahren seinen Rücktritt einreichte, seinen Heimaturlaub in Deutschland, um über den Inselstaat mit seinen knapp sieben Millionen Einwohnern zu berichten. Das Generalvikariat des Erzbistums Paderborn hatte auch den Besuch am Berufskolleg Bergkloster Bestwig vermittelt.

Schulleiter Willi Kruse freute sich über den prominenten Gast: „Sie haben sowohl in Papua-Neuguinea als auch in Deutschland hohe Auszeichnungen erhalten. Das zeigt, wie sehr beide Regierungen ihren Einsatz wertschätzen. Ihre Gedanken und Erlebnisse können uns sicher helfen, unseren Horizont zu erweitern und in größeren Zusammenhängen zu denken.“

Knapp 500 Schüler feierten den Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters mit. Foto: SMMP/Bock
Knapp 500 Schüler feierten den Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters mit.

Fügung der Weltpolitik

Wie nah Weltpolitik und persönlicher Einsatz in der Biografie des Erzbischofs beieinander liegen, zeigte sein Blick in die Historie: „Im 19. Jahrhundert war Papua-Neuguinea deutsche Kolonie. Und im Prinzip es ist Otto von Bismarck zu verdanken, dass ich dorthin kam. Denn er bestand 1882 darauf, deutsche Missionare in das Land auf der anderen Seite der Welt zu entsenden. So begannen die Herz-Jesu-Missionare dort zu wirken, von denen ich auch einer bin.“

Als Schüler hatte Karl Hesse einen Herz-Jesu-Missionar kennengelernt, der in Papua-Neuguinea tätig war. „Das weckte in mir die Lust auf diese fremde Kultur. Deshalb trat ich in die Gemeinschaft ein und ließ mich dorthin entsenden.“ Der Schulseelsorger des Berufskollegs, Christoph Recker, zog in daraus den Schluss: „Da ist herauszuhören, dass man der eigenen Abenteuerlust folgen soll. Dass man am besten sich selbst und auf Gott vertraut.“

Im Gespräch mit rund 70 Schülern nach der Eucharistiefeier zeigte der emeritierte Erzbischof Bilder von seiner 46-jährigen Tätigkeit in dem Land: „Erst wirkte ich zwölf Jahre als Priester bei einem Stamm von 10.000 Einwohnern, der ins Hochland abgeschoben war. In dem Land sagte man, diese Menschen seien zum Sterben verurteilt. Doch das wollte ich nicht akzeptieren, als Saueränder erst recht nicht“, brachte der 76-Jährige in seinem lebendigen Vortrag auch Lokalkolorit mit ein. Ihm sei es immer darum gegangen, „den Menschen neue Wege aufzuzeigen, sie in ihrem Selbstvertrauen zu stärken.“

Passen Ahnenkult und Christentum zusammen? Eine spanende Frage. Foto: SMMP/Bock
Passen Ahnenkult und Christentum zusammen? Eine spanende Frage.

Christentum und Geistermasken

Der Bischof zeigte Bilder von Tänzen, von kultischen Feiern, und Geistermasken, die so gar nicht zu der Vorstellung eines Landes passen, das dank der Missionare im 19. und 20. Jahrhundert zu 95 Prozent katholisch ist. „Geraten Geisterglaube und Christentum da nicht oft in Konflikt?“, wollte eine Schülerin wissen. Und Bischof Karl Hesse antwortete entspannt: „Manchmal liegen das Christentum und die Naturreligion gar nicht so weit auseinander. So glauben die Eingeborenen an ein Weiterleben bei ihren Ahnen. Das ist für uns ein guter Anknüpfungspunkt. Und dann gibt es im Glauben und in den Riten der Papua-Neuguinäer einen guten und einem bösen Geist, die miteinander ringen. Folgt man den Sagen, können wir diesen Glauben gut ins Christentum übersetzen.“

Heute gehe es in der Mission nicht mehr darum, möglichst viele Menschen zum Christsein zu bekehren. „Ich selbst habe keinen Einzigen zur Taufe überredet oder gezwungen. Aber es gab Menschen, die im Christentum die richtigen Worte für sich fanden und sich aus eigenem Willen dafür entschieden.“

Überhaupt gehe es immer darum, den Willen und die Bedürfnisse des anderen zu akzeptieren und wertzuschätzen. „Als Missionare haben wir den Menschen zum Beispiel geholfen, ihren Widerstand gegen die Korruption und das soziale Ungleichgewicht zu formieren. Denn Papua-Neuguinea ist eigentlich reich. Aber der Ertrag aus Öl- und Gasabbau, Holzwirtschaft und Fischerei bleibt nicht im Land. Er fließt weg. Das ist das Problem.“

Erzbischof Karl Hesse berichtet: "Nur mit vereinten Kräften haben wir es geschafft, dass eine Straße durch den Urwald gebaut wird." Foto: SMMP/Bock
Erzbischof Karl Hesse berichtet: „Nur mit vereinten Kräften haben wir es geschafft, dass eine Straße durch den Urwald gebaut wird.“

In die Kultur eingelebt

Er habe sich in die Kultur und die Sprache der Stämme eingefunden. „Wenn Sie mich im Internet suchen, werden Sie viele Berichte über den tanzenden Bischof finden. Ich habe mir einen Teil dieser Kultur angeeignet und vieles gelernt“, erklärte der Missionar. Hilfsorganisationen glaubten dagegen oft aus der Ferne, dass sie wüssten, was den Menschen fehlt. „Bis heute erklärt mir die Deutsche Welle täglich: ‚Hier hören Sie alles, was Sie wissen müssen‘. So ein Blödsinn! Woher wissen die, was mir wichtig ist?“ Und so appellierte Erzbischof Hesse abschließend an die Schülerinnen und Schüler, das, was Sie lesen und erfahren, immer kritisch zu hinterfragen, sich selbst eine Meinung zu bilden und dann eigene Schritte zu gehen.