Berufskolleg Bergkloster Bestwig

Persönlich. Christlich. Gut.

Erasmus-Praktikum in der Karibik

Denise Tigges (l.) berichtete nach ihrem Jahr in Aruba Erasmus-Koordinatorin Irmhild Padberg am Berufskolleg Bergkloster Bestwig über ihre Erfahrungen. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Denise Tigges (l.) berichtete nach ihrem Jahr in Aruba Erasmus-Koordinatorin Irmhild Padberg am Berufskolleg Bergkloster Bestwig über ihre Erfahrungen.

Denise Tigges verbrachte ein ereignisreiches Jahr an einer internationalen Schule auf der Insel Aruba

Ein Erasmus-Jahr in der Karibik? Auf 13 Inseln, die zur Europäischen Gemeinschaft gehören, ist das möglich. Denise Tigges, die 2022 ihre Ausbildung als Erzieherin am Berufskolleg Bergkloster Bestwig abschloss, hat recherchiert, rund 350 mögliche Stellen angeschrieben und in einer Internationalen Schule auf der Insel Aruba eine Anstellung gefunden.

Aruba gehörte früher zu den niederländischen Antillen, ist heute bis heute autonomes Land in dem Königreich, hat etwa 100.000 Einwohner, misst etwa 30 mal neun Kilometer und ist – wie Denise Tigges sagt – „eine andere Welt“. Aruba ist wohlhabend und lebt vor allem vom Tourismus, „was aber nicht bedeutet, dass es keine Armut gibt“, ergänzt sie. Die klimatischen Verhältnisse seien ideal. „Vor allem gibt es dort immer wind“, weiß die 25-jährige jetzt aus eigener Erfahrung – „und unheimlich gastfreundliche, nette Menschen.“ Schon mit ihrer Familie war die in Balve aufgewachsene Erzieherin früher viel durch Europa gereist: „Deshalb hat es mich jetzt weiter weg gezogen.“

Karibik-Feeling auf der Insel Aruba. Denise Tigges verbrachte hier ihr berufliches Erasmus-Langzeit-Praktikum. Foto: privat
Karibik-Feeling auf der Insel Aruba. Denise Tigges verbrachte hier ihr berufliches Erasmus-Langzeit-Praktikum. Foto: privat

Zu der internationalen Schule in Aruba gehen 240 Kinder aus über 30 Nationen. Dazu gehört auch ein Kindergarten. Denise Tigges arbeitete in zwei dieser Kindergartengruppen mit jeweils fünf und elf Kindern: „Das sind natürlich ideale Bedingungen.“ Auch kommen alle aus guten Verhältnissen. Denn der Besuch der Schule ist teuer. Entsprechend selbstverständlich ist es, dass sie über einen eigenen Bus verfügt: „Da konnten wir auch schon mal kurzfristig zu einer Lesestunde an den Strand.“

Überhaupt seien Themen- oder Projekttage, Feiertage und Feste immer mit viel Leidenschaft und Aufwand gestaltet worden. „Bei der Mondparty kamen wir beispielsweise alle als Astronauten verkleidet in die Schule“, lacht Denise Tigges. Sie weiß: „Den Kindern prägen sich solche Erlebnisse ein. Und natürlich erzählen sie dann zu Hause ganz begeistert davon.“

Das Sonnensystem im Kindergarten

Doch habe sie auch vieles kennengelernt, was ihrer Ansicht nach auf Kindergärten in Deutschland übertragbar sei: „Dort fangen die Kinder zum Beispiel viel früher an zu rechnen und zu schreiben. Warum wird das hier nicht gemacht?“ Auch an der Internationalen Schule sei dazu kein Kind gezwungen, aber immer wieder animiert worden. Und das habe gut geklappt. „Die Kinder nehmen in diesem Alter einfach ganz viel auf. Sie können dann schon ihren Namen schreiben und mit kleinen Zahlen rechnen, wenn sie zur Schule kommen. Das ist doch großartig.“ Sogar die Planeten des Sonnensystems wussten die Kindergartenkinder der Internationalen Schule alle zu benennen, zeigt sich die Erasmus-Stipendiatin beeindruckt.

Und was Denise Tigges ebenfalls gefiel: „Dort wurde nicht so umständlich und langwierig geplant. Es war ganz unkompliziert, sich abzustimmen. Entscheidungen fielen schnell.“ Das habe sie während der praktischen Phasen ihrer Ausbildung in Deutschland anders erlebt.

Wie aus dem Bilderbuch. Denise Tigges blickt auf das blaue Meer der Karibik. Foto: privat
Wie aus dem Bilderbuch. Denise Tigges blickt auf das blaue Meer der Karibik. Foto: privat

Vertretungsweise arbeitete sie ebenfalls an der ersten und zweiten Klasse der Schule mit, was ihr weitere, neue Einblicke gab: „Ich war erstaunt, wie hoch die Disziplin dort ist – ohne großen Druck auszuüben. Die Kinder kamen einfach gerne dorthin.“

Reisen nach Panama und Bolivien

13 Wochen Urlaub gaben Denise Tigges außerdem Möglichkeiten, von Aruba aus nach Südamerika und nach Panama zu reisen. In Bolivien besuchte sie ihre Schwester, die dort ein Freiwilliges Soziales Auslandsjahr in einem Schuhputzer-Projekt absolvierte. Das ermöglicht Kindern und Jugendlichen, auf der Straße etwas Geld zu verdienen. „Stress gab es auf der Rückreise von Panama kurz vor Weihnachten“, erinnert sie sich. „Da erfuhr ich auf einmal, dass ich aufgrund der noch nicht gebuchten Rückreise nach Deutschland gar nicht wieder nach Aruba einreisen darf. Auch war mein Visum angeblich nicht gültig.“

Tatsächlich hatte die Regierung die Visa-Bestimmungen inzwischen geändert. Da dies auf der offiziellen Homepage aber noch nicht aktualisiert war, ließ man sie schließlich über die Grenze. „Und meine Eltern hatten aus der Ferne ganz schnell irgendeinen Flug aus Aruba heraus gebucht, damit ich wieder einreisen konnte“, blickt Denise Tigges erleichtert zurück – „Sonst hätte ich Weihnachten wohl allein in Panama verbracht.“

„Irgendwelche Abenteuer gehören während eines solchen Jahres immer dazu“, weiß Irmhild Padberg, die die Erasmus-Praktika an den Schulen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel betreut. In diesem Jahr haben insgesamt 400 junge Menschen ein mehrwöchiges Auslandspraktikum absolviert. „Das blieb Denise Tigges während der Corona-Pandemie leider verwehrt“, bedauert die Lehrerin. Daher freut sie sich umso mehr, dass es bei der ehemaligen Schülerin mit dem Langzeitpraktikum klappte.

Insgesamt absolvieren im kommenden Schuljahr schon 15 Abgängerinnen und Abgänger ein solches Erasmus-Jahr im Anschluss an ihre Schullaufbahn: auf Malta, in Spanien, Irland, Norwegen, Österreich und der Türkei. „Und das wird gut gefördert“, weiß Jörg Stoffels, Leiter der Personalabteilung für die SMMP-Schulen. Im Fall von Denise Tigges gab es einen Zuschuss von 15.000 Euro.

Weitere Aruba-Praktikantin aus dem Berufskolleg

Auch aus dem Berufskolleg Bergkloster Bestwig gibt es wieder eine Langzeit-Praktikantin. Hannah Theine, die am beruflichen Gymnasium gerade ihr Abitur gemacht hat. Sie reist ebenfalls nach Aruba. „Ich habe ihr von dieser Stelle vorgeschwärmt“, sagt Denise Tigges.

Denise Tigges taucht einer Schildkröte hinterher. Foto: privat
Denise Tigges taucht einer Schildkröte hinterher. Foto: privat

Nicht einfach sei es gewesen, auf Aruba eine Unterkunft zu finden. „Insgesamt zog ich fünfmal um“, erklärt sie. Doch über soziale Netzwerke und persönliche Kontakte, die dort entstanden, sei es ihr jedesmal gelungen, wieder neu unterzukommen: „An der internationalen Schule arbeiten ja viele Fachkräfte aus dem Ausland. Da war es leicht, Anschluss zu finden.“

Vor der sprachlichen Hürde müsse man vor einem solchen Einsatzjahr keine Angst haben, macht Denise Tigges allen Interessierten Mut. „Mein Schul-Englisch hat ausgereicht. Natürlich ist es jetzt viel besser, aber sicher noch nicht perfekt“, sagt die Erziehrin, die zuerst den Beruf der Bäckerei-Fachverkäuferin gelernt hatte. Wichtiger sei es, offen und kontaktfreudig zu sein: „Ich wurde dort überall mit offenen Armen empfangen.“

„Für Deutschland bin ich noch nicht wieder bereit“

Und weil ihr das Erasmus-Jahr so gut gefiel, hat sie auch im Anschluss eine Arbeitsstelle im Ausland gesucht. Pünktlich zum Schützenfest im Juli war sie wieder in Balve. Doch schon im August fliegt sie nach San Francisco, wo sie ebenfalls an einer internationalen Schule arbeiten wird. „Vielleicht ein Jahr, vielleicht auch zwei Jahre – mal sehen“, lässt sie diese Zeit auf sich zukommen. Sie gibt zu: „Für Deutschland bin ich noch nicht wieder bereit. Möglicherweise danach.“ Und wenn – soviel steht schon fest –, dann auf jeden Fall wieder in Balve: „Das Sauerland ist und bleibt mein Zuhause.“

Hinweis: Fotos aus dem Kindergarten, in dem Denise Tigges gearbeitet hat, dürfen aus rechtlichen Gründen leider nicht veröffentlicht werden.