Schuleiter Michael Roth verlässt schweren Herzens das Berufskolleg Bergkloster Bestwig. Auch er selbst hat hier viel gelernt.
Er hat das katholische Schulprofil geschärft, die Herausforderungen der Corona-Pandemie besonnen gemanagt, die praxisintegrierte Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher vorangebracht und das berufliche Gymnasium mit den neuen Schwerpunkten Gesundheitsförderung und Sport ausgebaut: Nach fünf Jahren als Schulleiter verlässt Michael Roth das Berufskolleg Bergkloster Bestwig zum Ende dieses Schuljahres. Am Dienstag verabschiedete ihn das Kollegium mit einer sehr persönlichen und bewegenden Feier.
„Sie sagen, der kühle Kopf sei mir wichtig. Das lasse ich gelten. Aber ebenso wichtig war mir ein warmes Herz“, betonte Michael Roth zum Abschied. Er gestand: „Ich fühlte mich mit dieser Schule eins.“ Und die Stellvertreterin an seiner Seite, Sabine Wegener, bestätigte: „Das haben wir gespürt.“ Zwar habe sie gehofft, „dass Du mich einmal verabschiedest – und nicht umgekehrt“, doch könne sie gut nachvollziehen, dass er aus persönlichen, familiären Gründen wechseln wolle. Künftig leitet Michael Roth ein katholisches Berufskolleg in Düsseldorf. Diese Schule hat ebenfalls einen sozialpädagogischen Schwerpunkt, unter anderem in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern.
Schon vor seinem Wechsel nach Bestwig war Michael Roth in München an einer katholischen Schule tätig. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch Dein Leben. Sicher auch, weil private Schulträger Freiheiten geben und man hier etwas ausprobieren kann“, unterstrich Raphael Ittner, der Geschäftsführer des Bereichs Bildung und Erziehung bei den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel.
Entfaltung ermöglichen statt Grenzen setzen
Das bezeichnete Michael Roth selbst als sein wichtigstes Anliegen: „Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen. Jungen Menschen keine Grenzen setzen, sondern ihnen helfen, sich zu entfalten.“ Und da dies vor allem nach der Pubertät geschehe, arbeite er so gerne mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab 16 Jahren. „Ich habe viele Rückmeldungen bekommen, dass uns das hier gelingt“, freut sich Michael Roth.
Eine von ihnen ist Emily Börger, die am Berufskolleg ihr Abitur am beruflichen Gymnasium mit dem Schwerpunkt Erziehungswissenschaften macht. Sie brachte ihre Erfahrungen in ihrem ersten Poetry Slam zum Ausdruck. Unter anderem mit der Textzeile: „Ich werde nie vergessen, wie Sie mich weiterbrachten.“ Da zeigte sich der scheidende Schulleiter sehr gerührt.
Diese Ermutigung und Befähigung zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit gehört für Michael Roth zum Wesen einer katholischen Schule. Michael Bünger, Prokurist des Berufskollegs, erinnerte daran, dass das christliche Schulprofil schon bei der Qualitätsanalyse im ersten Jahr von Michael Roth in Bestwig eine wichtige Rolle spielte. Und Raphael Ittner führte aus: „Mit der Teilnahme an dem Modellprojekt des Erzbistums Paderborn zum katholischen Schulprofil hat sich die Schule unter Deiner Leitung wesentlich weiterentwickelt.“ Und das sei wichtig, da man das Profil gegenüber einer wachsenden Konkurrenz von dualer Ausbildung in der Wirtschaft schärfen müsse.
Orchester und Dirigent harmonierten
Den Dank für das konstruktive Miteinander gab Michael Roth gerne an sein „streitbares Kollegium“, aber ebenso an die Schülerschaft zurück. Er gestand, den Dirigentenstab, den er zu seiner Einführung erhalten habe, nie ausgepackt zu haben. „Ich dachte erst: Das passt nicht. Ich bin nicht derjenige, der sich vor ein Orchester stellt und den Takt angibt.“ Doch rückblickend denke er anders: „Letztlich kommt es ja auf die Resonanz zwischen Dirigent und Orchester an. Beide müssen harmonieren. Und das war hier der Fall.“
Der Lehrerrat bedankte sich in diesem Zusammenhang auch dafür, dass Michael Roth die Schule zusammen mit Sabine Wegener wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt habe. „Das zahlte sich vor allem in der turbulenten Corona-Zeit aus“, so Florian Biene.
Rückblickend resümiert Alessja Thieman: „Nach fünf Jahren feiern Eheleute hölzerne Hochzeit. Wir blicken ebenfalls dankbar auf fünf Jahre mit Ihnen zurück. Obwohl der Begriff hölzern hier eigentlich nicht passt. Denn Sie haben sich mit Herzblut eingebracht.“
Mit einem Blumenstrauß bedankte sich der Lehrerrat aber auch bei Sabine Wegener, die mit ebensoviel Herzblut dabei sei und Kontinuität in der Schulleitung gewährleiste. Ein neuer Schulleiter ist bereits in Sicht. Ihn wird sie dann in seine Aufgaben einarbeiten.
Viel Wertschätzung und großes Engagement
Wertschätzung und Engagement seien Eigenschaften, die diese Schule auszeichneten, gab Michael Roth den Mitarbeitenden und Schülerinnen und Schülern mit auf dem Weg in die Zukunft. „Und darüber hinaus sollte sich eine christliche Schule auch immer ihrer Basis bewusst sein: Dazu gehören Hingabe und Liebe.“ Michael Roth gestand, sich im Laufe der vergangenen Jahre selbst mit seinem Glauben intensiv auseinandergesetzt zu haben. Die Ordensgemeinschaft habe ihn sehr inspiriert. „Aber viele Impulse kamen auch von Ihnen“, blickte er die Vertreterinnen der Schülervertretung stellvertretend für alle Lernenden an – „Sie haben mich ermutigt, den Glauben wieder mehr in die eigenen Hände zu nehmen. Diese Gespräche werden mir in Erinnerung bleiben.“
In Erinnerung bleibt auch das Sauerland. „Sie haben uns ja oft von ihren Erfahrungen aus München berichtet“, so Alessja Thiemann augenzwinkernd – „in Düsseldorf werden Sie dann hoffentlich viel von Bestwig erzählen.“
Wie sollte diese emotionale Stunde anders enden als mit dem schon bei vielen Abschiedsfeiern gespielten Segenslied, das die beiden Musiklehrerinnen Elke Schroeder und Jorinde Jelen zum Abschied vortrugen – und bei dem das ganze Kollegium mit einstimmte. Die Taschentücher dazu hatte Jorinde Jelen Michael Roth schon vorher überreicht.
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