Persönlich. Christlich. Gut.

Versuchs doch einfach mal!

Die Schüler der Fachschule für Sozialpädagogik staunten nicht schlecht, als ihre Lehrerinnen, Frau Knülle und Frau Schulte, der Klasse mitten in der Corona-Krise eine außergewöhnliche Idee präsentierte: Anstatt wie geplant ein vierwöchiges Praktikum in einem Kindergarten zu absolvieren, was schlichtweg in vielen Einrichtungen gar nicht möglich war,  durften die angehenden Erzieher gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und berufstätige Eltern, die nicht systemrelevant, aber im Homeoffice am Ende ihrer Kräfte angelangt waren, zu Hause unterstützen.

Nach anfänglicher Skepsis dachte sich so auch Lea von Rüden, „Versuch‘s doch einfach mal …“ und bot einer jungen Familie ihre Hilfe an. „Zuerst war es ganz schön komisch. In einem Kindergarten weiß man ungefähr, was einen erwartet, in einem Privathaushalt nicht. In meiner Familie stand das gegenseitige Kennenlernen und das Aufbauen von Vertrauen erstmal im Vordergrund. Ich wusste zunächst gar nicht, was von mir erwartet wurde.“

Schnell fand Lea Zugang zu den beiden Kindern. Schließlich weiß sie am Ende ihres ersten Ausbildungsjahres, wie Bindungen entstehen, kann sich professionell und gefühlvoll einbringen und mit Nähe und Distanz umgehen. Die eigens für dieses Praktikum entwickelten Aufgaben erfüllt sie mühelos und ist selbst erstaunt, wie einfach ihr das kreative Angebot gelingt, weil kein Lehrer zuschaut!? Auch die Mutter der Kinder ist begeistert. Gerne vertraut sie Lea ihre Kinder an und kann sich ungestört und ohne schlechtes Gewissen ihrer Arbeit widmen.

Rückblickend will Lea diese Zeit in der Familie und die damit verbundenen guten Erfahrungen nicht missen. Aber fest steht eben auch, dass ein Praktikum in einer Familie ein Praktikum unter professioneller Anleitung nicht ersetzen kann. Darum hofft sie genauso wie ihre 40 Mitschüler, dass die Pandemie unter Kontrolle bleibt und sie ihr drittes Praktikum wie geplant in einer Jugendhilfeeinrichtung absolvieren kann.