48 Schüler des Berufskollegs absolvierten Praktika im Ausland
„Als mich der Bus mitten im Nichts absetzte und ich in diese entlegene Siedlung kam, wollte ich schon wieder nach Hause. Aber vier Wochen später wollte ich nicht mehr zurück“, sagt Sophia Ruhe. Die 20-Jährige Schülerin des Berufskollegs Bergkloster Bestwig absolvierte ein Auslandspraktikum in einer anthroposophischen Einrichtung mit behinderten Kindern und Jugendlichen in Finnland. Wie 47 ihrer Mitschüler, die in zehn verschiedene Länder aufbrachen, kehrte sie begeistert zurück. Jetzt trafen sich einige von ihnen noch einmal zu einem Auswertungsgespräch.
Möglich geworden war dieses Praktikum durch das europäische Förderprogramm Erasmus Plus. Dieses Stipendium deckt einen Großteil der Reisekosten. Untergebracht waren die Schüler entweder in Gästezimmern der Einrichtungen, in denen sie arbeiteten, oder aber in Gastfamilien. Vermissen möchte die Erfahrung keiner.
Story geschrieben
„Ich kann mir jetzt auch vorstellen, nach meiner Berufsausbildung ins Ausland zu gehen“, sagt Lukas Scheffer. Der 18-Jährige war mit seinen Mitschülern Rafael Loerwald und Damian Hilus aus dem Bildungsgang für Gestaltungstechnische Assistenten in Irland. „Da besuchten wir eine Schule, in der viele Austauschschüler lebten. Die meisten für ein ganzes Jahr“, erklärt er. Den Alltag in dieser Schule haben die drei Berufsschüler aus Bestwig in einer Videodokumentaton festgehalten. Dafür haben sie die Story selbst entwickelt und die Dreharbeiten mit privater Ausrüstung eigenständig organisiert. „Insgesamt haben wir 35 Stunden Videomaterial erstellt“, sagt Rafael. Das musste zu Hause noch alles gesichtet und geschnitten werden. „Aber jetzt sind wir bald so weit, dass wir es auf Youtube einstellen können“, freut sich Lukas über den erfolgreichen Abschluss.
Philipp Spies und Jonas Bathen verbrachten die vier Wochen in einem Kinderheim der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Schineni/Rumänien. „Das Land hat mich neugierig gemacht. Denn da waren schon in den vergangenen beiden Jahren Auslandspraktikanten gewesen. Und die kamen mit sehr positiven Erfahrungen zurück“, begründet Philipp seine Wahl. Natürlich sei die Sprache eine Herausforderung. „Aber da die Schwestern Deutsch sprechen und die Kinder sehr offen sind, hat das irgendwie funktioniert“, erklärt der 19-Jährige, der die höhere Berufsfachschule mit Schwerpunkt Sozial- und Gesundheitswesen besucht. Ähnlich ging es Sophia Ruhe in Finnland, die in der dortigen Einrichtung vor allem in der Hauswirtschaft half. „Auch mit den Behinderten war die Kommunikation kein Problem. Und am Schluss begann ich sogar die ersten finnischen Sätze zu verstehen.“
Kinder betreut
Philipp Spies und Jonas Bathen hatten in Schineni die Aufgabe, bei der Betreuung der Kinder zu helfen: von der Hausaufgabenhilfe über die gemeinsame Arbeit im Garten bis zum Fußballspielen. „Da die Kinder in dem Heim leben, dauer-te der Tag manchmal bis zehn Uhr abends. Aber wir hatten auch freie Tage, in denen wir durchs Land gereist sind“ sagt Jonas. Positiv überrascht hat die beiden vor allem die Gastfreundschaft der Menschen. Diese Erfahrung haben alle Schüler in den verschiedenen Ländern gemacht.
Lennart Raulf und Marco Hesse, die ihr Praktikum in einem deutschen Kindergarten in Barcelona verbrachten, wurden ebenfalls gut angeleitet und aufgenommen. Von dem Flugzeugabsturz, der sich während ihres Aufenthaltes ereignete, bekamen sie kaum etwas mit. „Obwohl die Maschine ja von Barcelona aus gestartet war und wir auf demselben Weg zurückflogen. Dass wir darüber wenig erfuhren, war wahrscheinlich besser so“, blickt Lennart zurück.
Entspannteres Arbeiten
Und noch etwas ist den Schülern aufgefallen: „Dass man auch im Berufsleben entspannt sein kann“, wie Lukas Scheffer feststellt. In Irland habe das Privatleben einen viel größeren Stellenwert. „Bei uns hat man den Eindruck, dass die Arbeit immer im Mittelpunkt steht. Das ist da anders. Die Menschen wirken lockerer.“ Trotzdem glaube er nicht, dass sie deswegen weniger leisten. Vielleicht wecke gerade diese Einstellung Kreativität und Tatendrang. Deshalb möchte Lukas wieder dorthin.
Sophia Ruhe wurde in Finnland bereits ein längeres Praktikum nach ihrer Schulzeit angeboten. „Diese Einladung will ich gerne annehmen“, sagt die Absolventin der höheren Berufsfachschule. Am ersten Tag ihres zurückliegenden Auslandsaufenthaltes hätte sie das sicher nicht für möglich gehalten.
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