Berufskolleg Bergkloster Bestwig

Persönlich. Christlich. Gut.

Multikulti schmeckt richtig gut

Saip Berisa erhitzt die russischen Teigtaschen. Mitschüler und Lehrerinnen lassen sich das Rezept erklären. Foto. SMMP/Bock
Saip Berisa erhitzt die russischen Teigtaschen. Mitschüler und Lehrerinnen lassen sich das Rezept erklären.

Schüler am Berufskolleg Bergkloster Bestwig kochen international – und lernen voneinander

„Ich finde es cool, dass ich heute mal ein Rezept mitbringen darf“, sagt die junge Türkin vor dem Herd in der Schulküche des Berufskollegs Bergkloster Bestwig. Sie wickelt gerade eine Hackfleisch-Reis-Füllung in Weinblätter ein. Die werden anschließend in einer Sauce mit Tomaten und Zwiebeln erhitzt. „Kochen dürfen sie nicht“, leitet sie ihre Lehrerin an. Die Rollen sind an diesem Tag mal vertauscht.

Justin Rhodgess und Saip Berisa (v.l.) bereiten gemeinsam die russischen Mante zu. Foto. SMMP/Bock
Justin Rhodgess und Saip Berisa (v.l.) bereiten gemeinsam die russischen Mante zu.

Die Bestwigerin ist vor 15 Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Jetzt lernt sie den Beruf der Kinderpflegerin. Eigentlich gibt Fachlehrerin Elisabeth Hamm vor, was auf den Tisch kommt. Heute aber wird international und nach den Wünschen der Schüler gekocht.

Ausstellung „Anders? Cool!“

„Anlass ist die Ausstellung `Anders? Cool!` zum Thema Migration, die noch bis zum 19. Dezember im Berufskolleg zu sehen ist“, erklärt die Hauswirtschaftslehrerin. Mit den angehenden Erzieherinnen und Erziehern gebe es ähnliche Projekte schon seit Jahren: „Die beschäftigen sich mit der Politik, der Kultur und den Religionen verschiedener Länder und kochen dann auch thematisch dazu. Mit den Kinderpflegerinnen und -pflegern machen wir das jetzt zum ersten Mal.“

Geuldig werden die russischen Mante mit Gehacktem und Schafskäse befüllt, geformt und geschnitten. Foto: SMMP/Bock
Geuldig werden die russischen Mante mit Gehacktem und Schafskäse befüllt, geformt und geschnitten.

Selbst Elisabeth Hamm lernt an diesem Tag viel dazu: „Die Rezepte zu gefüllten Weinblättern, die ich aus dem Internet hatte, haben nicht funktioniert. Es ist eben doch etwas anderes, wenn man gemeinsam kocht und sich das erklären lässt.“

„Unsere Heimat ist hier“

Das findet auch Saip Berisa. Er ist 19 Jahre alt und in Deutschland geboren. Seine Eltern waren aus dem Kosovo geflüchtet. „Wenn mich Fremde sehen und erfahren, dass ich Moslem bin, bekomme ich schon mal zu hören: `Dann geht doch wieder zurück in Deine Heimat.`“ Für ihn ist Deutschland aber seine Heimat: „Unsere Familie lebt hier in Arnsberg, in Stuttgart, am Bodensee. Auch meine Geschwister, Cousinen und Cousins haben in Deutschland teilweise schon Kinder bekommen. Es macht mir Spaß, mich mit ihnen zu beschäftigen. Deshalb will ich Kinderpfleger werden.“

Links im Topf die gefüllten Weinblätter, rechts die Sauce mit Tomaten und Zwiebeln. Foto: SMMP/Bock
Links im Topf die gefüllten Weinblätter, rechts die Sauce mit Tomaten und Zwiebeln.

Zuerst versuchte er das an einer Schule in Dortmund. Aber da fühlte er sich nicht integriert. „Hier am Berufskolleg erlebe ich das ganz anders. Hier gehen wir alle ganz offen miteinander um.“

Viele Freunde aus anderen Ländern

Saip rollt Gehacktes und Spinat mit Frischkäse in einen Teigmantel ein. Nach einem Rezept für russische Mante. Das hat Justin Rhodgess mitgebracht: „Ich habe viele Freunde aus anderen Ländern. Unter anderem welche aus Russland und der Ukraine“, erklärt der Briloner. Über die hat er die Spezialität kennengelernt. Selbst hat er italienische Verwandte: „Deshalb koche ich gern international. Auch zu Hause“, sagt der 21-Jährige.

Elisabeth Hamm (r.) ist an diesem Tag nicht nur Lehrerin, sondern auch Lernende. Foto: SMMP/Bock
Elisabeth Hamm (r.) ist an diesem Tag nicht nur Lehrerin, sondern auch Lernende.

Ausländerfeindlichkeit beobachtet er gelegentlich als ein Phänomen unter jüngeren Jugendlichen. „In meinem Freundeskreis verstehen wir uns bestens. Und in unserer Umgebung hier im Sauerland haben wir ebenfalls kaum Probleme. Unter Gleichaltrigen eigentlich nie. Hier aufgewachsen, fühlen uns ja auch alle als Deutsche – und nicht als Russen, Albaner oder Ukrainer.“

Das sei es, was die Ausstellung „Anders? Cool“ vermitteln will, weiß Elisabeth Hamm: „Viele Nationalitäten sind eine Bereicherung. Auch an dieser Schule gehören wir alle zusammen. Beim Kochen kann man das sogar schmecken.“

Fertig ist das multikulturelle Buffet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen - und schmecken. Foto: SMMP/Bock
Fertig ist das multikulturelle Buffet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen – und schmecken.